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Die Wirklichkeit der Literatur. Fiktionsbewußtsein und das Problem der ästhetischen Realität von Dichtung in der Frühen Neuzeit

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Deutsche Vierteljahrsschrift für Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte Aims and scope Submit manuscript

Zusammenfassung

Die Entwicklung der literarischen Fiktionsidee im 16. Jahrhundert wird anhand von Poetik und Textpraxis zu rekonstruieren versucht. Die Denkansätze für eine vorsichtig formulierte, ästhetische Autonomie der Dichtung, deren Eigenwirklichkeit als regulativer Entwurf der Realität verstanden wird, konzentrieren sich im Wandel des Autorenbildes.

Abstract

An attempt is made to reconstruct from the evidence of poetic theory and practice the development of the idea of fiction in 16th century literature. This approach to the cautiously formulated notion of a literature which enjoys aesthetic and ontological autonomy and whose justification is its function as a regulative projection of reality centres on the changing image of the author.

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Literatur

  1. Vgl. hierzu H. Papajewski, “An Lucanus sit poeta,” DVjs, 40 (1966), 485–508, hier S. 485 ff.; zum humanistischen Diskussionshintergrund vom 16.–18. Jh. vgl. umfassend K. Heitmann, “Das Verhältnis von Dichtung und Geschichtsschreibung in älterer Theorie,” Archiv f. Kulturgeschichte, 52 (1970), 244–279; als Spezialstudie vgl. auch H.-D. Leidig, Das Historiengedicht in der englischen Literaturtheorie (1975), hier S. 29 ff.

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  2. Vgl. W. Goez, “Die Anfänge historischer Methoden-Reflexion in der italienischen Renaissance und ihre Aufnahme in der Geschichtsschreibung des deutschen Humanismus,” Archiv f. Kulturgesch., 56 (1974), 25–48; vgl. auch F.-R. Hausmann, “Zum Verhältnis von Dichtung und Geschichtsschreibung in der französischen Klassik,” Saeculum, 27 (1976), 36–49 und auch im Zusammenhang von Geschichte als Trägerin des frühneuzeitlichen Empirie-Gedankens A. Seifert (wie Anm. 4) sowie ergänzend zu ihm E. Hassinger, “Erkenntnis in der frühen Neuzeit,” HZ, 226 (1978), 89–101.

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  3. Die Forschungsdiskussion hierzu kann hier nicht referiert werden. Vgl. als Ansätze etwa J. R. Searle, “The logical status of fictional discourse,” New Literary History, 6 (1974/75), 319–332; K. Stierle, “Was heißt Rezeption bei fiktionalen Texten,” Poetica, 7 (1975), 345–387; J. Landwehr, Text und Fiktion (1975).

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  4. Vgl. zur grundsätzlichen Klärung des Mimesis-Begriffes in diesem Sinne der ‘dargestellten Wirklichkeit’ und zu seiner Abgrenzung vom imitatio-Begriff R. Tarot, “Mimesis und Imitatio. Grundlagen einer neuen Gattungspoetik,” Euphorion, 64 (1970), 125–142, hier bes. S. 130 und S. 138f.

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  5. Zur antiken Fiktionsdebatte vgl. W. Trimpi, “The Ancient Hypothesis of Fiction: An Essay of the Origins of Literary Theorie,” Traditio, 27 (1971), 1–78.

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  6. Zur horatianischen Formel vgl. K. Adam, Docere — delectare — movere. Zur poetischen und rhetorischen Theorie über Aufgabe und Wirkung der Literatur (Diss. phil. Kiel 1971). Zu Verweisen auf die frühneuzeitliche Rezeption der Formel im hohen Roman des 17. Jh.s vgl. W. Voßkamp (wie Anm. 5), S. 20 ff.; zum satirischen Roman wie zum picarischen Typus vgl. K.-H. Habersetzer, “‘Ars poetica simpliciana,’” Daphnis, 3 (1974), 60–82 und 4 (1975), 51–78, hier S. 71 ff. Nachzutragen wäre als ein wichtiger Frühbeleg die Zitierung der Ars poetica des Horaz in Niclas Ulenharts deutscher Übertragung des Lazarillo de Tormes (Zwo kurtzweilige / lustige / vnd lächerliche Historien…, Augsburg 1617, Vorrede Bl.)?(ijrff). Einiges zur Horazrezeption aus der Sicht des 18. Jh.s vgl. bei J. Schönert, Roman und Satire im 18. Jh. (1969), S. 70f. Grundlegend und erhellend zur klassifizierten Wirkungsgeschichte der Formel in England vgl. H. F. Plett, Rhetorik der Affekte (1975), S. 18 ff.

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  7. Vgl. dazu H. Gmelin, “Das Prinzip der Imitatio in den romanischen Literaturen der Renaissance,” Romanische Forschungen, 46 (1932), 83–360; A. Buck, “Romanische Dichtung und Dichtungslehre in der Renaissance,” DVjs, 33 (1959), 588–607; F. Ulivi, L’imitazione nella poetica del rinascimento (1959); H. Mainusch, “Dichtung als Nachahmung,” GRM, NF 10 (1960), 122–138; R. Schwaderer, Das Verhältnis des Lyrikers Joachim du Bellay zu seinen Vorbildern (Probleme der “imitatio”) (Diss. phil Würzburg 1968), S. 14 ff.; H. Winter, “Zur Entwicklung des imitatio-Konzepts in der englischen Literaturtheorie des 16. und 17. Jh.s,” Lili, 8 (1978), 35–47. Vgl. auch die Anm. 94 zitierte weitere Literatur. Hinzu käme der Aspekt der Imitatio beim Übersetzen. Vgl. dazu etwa J. von Stackelberg, “Übersetzung und Imitatio in der französischen Renaissance,” arcadia, 1 (1966), 167–173.

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  8. Vgl. hierzu, auf den bedeutendsten Aristoteliker des 16. Jh. s bezogen, die Spezialstudie von P. Sharrat, “Peter Ramus on Imitation: Image, Sign and Sacrament,” Yale French Studies, 47 (1972), 19–32. Zu den ramistischen Rhetoriken des 16. Jh.s vgl. H. F. Plett (wie Anm. 25), S. 89 ff. Zur Wirkungsgeschichte von Ramus auf die Literatur seiner Zeit vgl. auch die ältere Studie von R. Tuve, “Imagery and Logic: Ramus and Metaphysical Poetics,” Journal of the History of Ideas, 3 (1942), 365–400.

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  9. D. Heinsius, De tragoediae constitutione Uber, Leiden 21643, S. 333. Noch vorsichtiger aber im Prinzip gleich drückt sich der Ausleger der aristotelischen Poetik, Franciscus Robortellus, aus, wenn er zum Gegenstand der Dichtung die “res gestas” erhebt, “vt fieri debuerint” (In librum Aristotelis de arte poetica explicationes, Florenz 1548, S. 89 und S. 89 f. in ähnlicher Wiederholung aus verschiedenen Perspektiven). Zum Umdeutungsvorgang allgemein vgl. A. Buck in der Einleitung zur Scaliger-Poetik (wie Anm. 31).

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  10. Vgl. W. Trimpi, “Horace’s ‘Ut pictura poesis’: The Argument for Stylistic Decorum,” Traditio, 34 (1978), 29–73.

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  11. Zur “altera natura” bei Scaliger vgl. schon o. S. 183. Zur topischen Tradition dieses Begriffs in der Poetik-Diskussion vgl. H. Eizereif, Kunst: eine andere Natur. Historische Untersuchungen zu einem dichtungstheoretischen Grundbegriff, (Diss. phil. Masch. Bonn 1951). Vgl. auch G. Gersh, “The Meaning of Art and Nature in German Baroque,” Compar. Liter. Stud., 4 (1967), 259–265.

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  12. Zu ihnen vgl. M. Kemp, “From ‘Mimesis’ to ‘Fantasia’: The Quatrocento Vocabulary of Creation, Inspiration and Genius in the Visual Arts,” Viator, 8 (1977), 347–398.

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  13. Zu ihm und seinen Grundlagen vgl. R. Bachem, Dichtung als verborgene Theologie. Ein dichtungstheoretischer Topos vom Barock bis zur Goethezeit und seine Vorbilder (Diss. phil. Masch. Bonn 1955); A. Buck (wie Anm. 44), S. 596; M. Feldges (wie Anm. 9), S. 21 f.; K.-H. Stahl (wie Anm. 37), S. 29 ff. Ein relativ früher Beleg in Deutschland für die Auffassung vom Dichter als “theologus” findet sich in Vadians De poetica et carminis ratione von 1518 (ed. P. Schäffer [1973], S. 129): “Primos poetas theologos fuisse.”

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  14. Vgl. dazu A. Buck, Der Orpheus-Mythos in der italienischen Renaissance (1961); D. P. Walker, “Orpheus the Theologian and the Renaissance Platonists,” Journal of the Warburg and Courtauld Instituts, 16 (1953), 100–120; H. F. Plett, (wie Anm. 25), S. 176 ff. (mit weiterer Lit. Anm. 42); Vgl. auch zu Orpheus als “verständiger magico-physicus” R. Dammann, Der Musikbegriff im deutschen Barock (1967), S. 415.

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  15. Vgl. zu der humanistisch begründeten Tradierung im 16. und 17. Jh. A. Buck (wie Anm. 44), S. 597 (mit Literatur). Weitere Belege dazu aus dem 17. Jh. vgl. bei G. Brates, “Die Barockpoetik als Dichtkunst, Reimkunst, Sprachkunst,” ZfdPh, 53 (1928), 346–363 (überholt) sowie K. O. Conrady, Lateinische Dichtungstradition und deutsche Lyrik des 17. Jh.s (1962), S. 45; außerdem P. F. Reitze, Beiträge zur Auffassung der dichterischen Begeisterung in der Theorie der deutschen Aufklärung (Diss. phil. Bonn 1969), S. 27 ff. und R. v. Tiedemann (wie Anm. 46), S. 71 ff. — Den Umschlag des ideellen Anspruchs in die parodistisch gemeinte, entsprechende Qualifikation eines Dichters belegt im Umkreis der Wittenberger Universität die bei Luther überlieferte Anekdote von den “ingénia poetica” des Johannes Richius, “quae quasi furiosa videri volunt” (Luther, Werke, Abtlg. Tischreden Bd. 5 [1919], S. 527, Nr. 6184).

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  16. Zur Vorstellung, daß “Poeterey in Warheit eine Philosophie” sei vgl. R. J. Clements, “Poetry and Philosophy in the Renaissance,” Compar. Lit. Stud., 8 (1971), 1–20 und F. Gaede (wie Anm. 53) S. 19 ff. mit Hauptverweis auf Martin Opiz’ Buch von der deutschen Poeterey, hier ed. W. Braune/R. Alewyn (1963), S. 8, cap. 2: “Poeterey sey die erste Philosophie.” Vgl. als frühen Beleg aus der volkssprachlichen Sphäre Daniel Federman im Vorwort seiner Verdeutschung von Petrarcas Trionfi 1578, der wegen seiner Einbettung in eine Exempel-Geschichte (nach Quintilian 1, 10, 17) und der anthropologischen Umkehrung zitiert sei: “Alß der … Philosophus Plato … seines lebens ende vor äugen gesehen / hat er befohlen / von des Sophroni Mimographi [= Sophron, Zeitgenosse des Euripides, Verfasser von verlorenen Mimus-Spielen] Poeten Buͤchern ein Hauptkuͤßlin zu machen / vmb daß er die Poesia für ein tieffgründige Philosophey mit einem vmbhang vnermeßlichs lustes bedeckt geachtet: vnnd nachdem er die erkanntnus gehabt / daß das Menschlich leben anders nicht dann wie ein Fabel ist / darauff sterben woͤllen” (Bl.):(iiijv-):(vr). Trivialisiert ist die Auffassung noch bei Grimmelshausen präsent: “… daß die Poesis ein Begriff sey der ganzten Philosophiae naturalis” (Satyrischer Pilgram, ed. W. Bender [1970], S. 90).

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  17. Vgl. hierzu die Belege bei E. Kleinschmidt (wie Anm. 7), S. 403 f., Anm. 72. Zu den Prinzipien einer meditativen Poetik in der Frühen Neuzeit und ihren Traditionen vgl. L. L. Martz, The Poetry of Meditation (1954) und Th. D. Sloan, “Rhetoric and Meditation: Three Case Studies,” The Journal of Medieval and Renaissance Studies, 1 (1971), 45–58. — Wolfhart Spangenberg entwirft in der Einleitung seines Ganskönig (1607) den Umriß einer allgemeinen, philosophischen Seelenlehre, in der er der meditativen “Phantasey” eine wichtige Rolle zuweist, von der die Konstitution der Dichtung als “mythologia” abhänge (W. S., Ausgewählte Dichtungen, ed. E. Martin, [1887], S. 6f.).Johann Rist beklagt 1668 den Mangel an Lesern, die den Text gebührend “mit Fleiß betrachten,” sondern ihn “nur etwan oben hin lesen. Ihnen sei damit eben so viel gedienet / als einem Papageyen / der da ein Liedlein weiß darher zu pfeiffen / wovon er doch selber das allergeringst nicht verstehet” (6. Monatsgespräch, in: J. R., Sämtliche Werke, ed. J. Mannack, Bd. 6 [ 1976], S. 341 f.). Der Typus des konsumierenden Lesers ohne den Willen zu einem tieferen Textverständnis wird hier entworfen, der die Wirklichkeit der Textrezeption bestimmt haben dürfte.

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  18. Einen Überblick über das poetologische und rhetorische Spektrum einer verhüllenden Stilistik in der Epoche mit Verweis auf weitere Autoren bietet Th. Garzoni, Piazza universale, Frankfurt/M. 1641, S. 886–900: “Von glimpflichen Schertzrednern vnd Raͤtzelnauffgebern.” — Der meditativen Rezeptionspoetik entsprach die Konzeption der Autoren, beim “tichten” sich so zu verhalten, daß man “einem Dinge scharff nachsinnen und genau nachdencken” will (G. Neumark, Poetische Tafeln, ed. J. Dyck [ 1971], S. 2).

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  19. Vgl. außer der schon Anm. 44 zitierten Literatur K. O. Conrady (wie Anm. 81), S. 48 ff. und A. Buck, “Die studia humanitatis und ihre Methode,” in ders., Die humanistische Tradition in der Romania (1968), S. 133 ff.; zur Topik des Bienengleichnisses in diesem Zusammenhang vgl. J. v. Stackelberg, “Das Bienengleichnis. Ein Beitrag zur Geschichte der literarischen imitatio,” Romanische Forschungen, 68 (1956), 271 ff.; wichtig immer noch die Arbeit von H. O. White, Plagiarism and Imitation during the English Renaissance (1935); weiterhin vgl. H. Weber (wie Anm. 62); B. Weinberg, “L’imitation au XVIe et au XVIIe siècle,” in F. Jost (Hg.), Proceedings of the Fourth Congress of the ICLA (1966), S. 687–703; F. L. Lawrence, “The Renaissance Theory of Poetry as Imitation of Nature and the Theorèmes of Jean de la Ceppède,” The Journal of Medieval and Renaissance Studies, 3 (1973), 233–253 (für Frankreich); J. Schlaeger, Imitatio und Realisation (1974); M. Trousdale, “Recurrence and Renaissance,” English Liter. Renaissance, 6 (1976), 156–179; E. Weslau, Imitation und Plagiat in der französischen Literatur von der Renaissance bis zur Revolution (1976); H. Winter (wie 44) mit einigen weiteren Literaturhinweisen.

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  20. Vgl. A. Buck, “Dichtungslehren der Renaissance und des Barock,” in K. von See (Hg.), Neues Handbuch der Literaturwissenschaft, Bd. 9, Teil 1 (1972), S. 28–60; G. Santangelo, 17 Bembo critico e il principio d’imitazione (1950); zu den italienischen Poetikern des 16. Jh.s vgl. H. F. Plett (wie Anm. 25), S. 107 ff.

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  21. Am grundsätzlichsten und auch wirkungsgeschichtlich bedeutsam wurde das imitative Stilprinzip von Louis Vives (1492–1540) in Frage gestellt. Vives versuchte die “dicendi naturalis forma” philosophisch zu begründen und bezweifelte dabei die bis dahin gültige Autorität von “usus” und “consuetudo” für den künstlerischen Ausdruck. Vgl. dazu ausführlich G. Funke (wie Anm. 56), S. 170 ff Zum sprachtheoretischen und anthropologischen Aspekt vgl. H.-Berl, “‘De imitatione’ von Camerarius. Die Wichtigkeit der Nachahmung für humanistische Anthropologie und Sprachtheorie,” in F. Baron (Hg.), Joachim Camerarius (1500–1574) (1978), S. 187–199; zur Einbettung der humanistischen imitatio-Theorien in die Vorstellungstradition vom Menschen als “animal μιμητικòν” vgl. G. B. Kraemer, Sprache und Sprachbildung in der Sicht des Comenius (Diss. phil. Tübingen 1973; Druck 1977), S. 110 ff.; vgl. besonders das Zitat aus der Didactica magna (21, 7) auf S. 113.

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  22. Vgl. das Material dazu bei A. M. Lecoq, “‘Finxit’. Le peintre comme ‘fictor’ au XVIe siècle,” Bibliothèque d’humanisme et Renaissance, 37 (1975), 225–243, hier bes. S. 227 ff.

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  23. H. Blumenberg, “‘Nachahmung der Natur’. Zur Vorgeschichte der Idee des schöpferischen Menschen,” Studium generale, 10 (1957), Sp. 266–283, hier Sp. 281 hat im Kontext der philosophiegeschichtlichen Entwicklung verdeutlicht, wie stark die Entwicklung zur ästhetischen Autonomie das alte Mimesis-Modell relativierte, wobei der Verfall des theozentrischen Weltbildes dabei eine Hauptrolle spielte. — Zum poetologischen Vorrangsanspruch des dichterischen “ingenium” gegenüber der “natura” im 16. Jh. vgl. G. Breitenbürger, Metaphora (1975). Für das 17. Jh. vgl. als repräsentativen Beleg Ph. v. Zesen, Helikonische Hechel (1668), ed. U. Maché, Ph. v. Z. Sämtliche Werke, Bd. 11 (1974), S. 300 f. Konkurrierend dazu galt indes der Grundsatz “Natura optima dux sequenda” (vgl. z. B. Barthélemy Aneau, Picta poesis, Lyon 1552, S. 56 Emblem mit Auslegung, dessen Summe ist: “Et contra genium sese obfirmare potentem, / Qui fugiens varijs ludit imaginibus.”).

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  24. Zum Entwurf im 16. Jh. über apologetische Dichtungsbegründungen vgl. einiges Material bei R. v. Tiedemann (wie Anm. 46), S. 55 ff. Zu den mittelalterlichen Rückgriffen vgl. auch E. H. Kantorowicz (wie Anm. 2); den Zusammenhang mit der allgemeinen Aufwertung des frühneuzeitlichen Menschenbildes stellt der Aufsatz von V. Rütner her: “Homo secundus Deus. Eine geistesgeschichtliche Studie zum menschlichen Schöpfertum,” Philos. Jb., 63 (1955), 249–291. Als Belege für das auktorial entworfene Dichterbild des 17. Jh.s vgl. etwa M. Opitz, Buch von der Deutschen Poeterey, ed. W. Braune/R. Alewyn (1963), S. 9–14 und Zesens fünfstufiges Poeten-Modell (vgl. dazu U. Maché, “Zesen als Poetiker,” DVjs, 41 [1967], 391–423, hier S. 410 ff.).

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  25. Johann Fischart etwa hat sich an entlegener Stelle im Vorwort zu einem bei Bernhard Jobin in Straßburg 1581 gedruckten Sammelband alchemistischer Schriften (Titel und Abdruck der Vorrede vgl. bei C. Wendeler, “Fischart als Herausgeber alchymistischer Schriften,” Archiv für Literaturgesch., 6 [1877], 487–509, hier S. 495–501) hierüber geäußert: “Wiltu ein Nachömer vnd Folger der Natur sein vnd heyssen, so folge auch im schreiben der Natur, vnd schreib verständlich. … Sonst wo du die fremdesten vnd weitgesuchtesten Wörter vnd Gleichnussen für grübelst und brauchst, bringstu bei den Guthertzigen die Naturgeschickte kunst vil mehr inn bösen verdacht, dann inn ein Großachtung” (S. 500). Bezieht sich die Äußerung primär auch auf die Hermetik von Alchemie-Texten und ist nicht direkt literarisch gemeint, so ist doch der poetologische Ansatz für eine stilistische Natur-Mimesis im Konzept erkennbar.

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Kleinschmidt, E. Die Wirklichkeit der Literatur. Fiktionsbewußtsein und das Problem der ästhetischen Realität von Dichtung in der Frühen Neuzeit. Dtsch Vierteljahrsschr Literaturwiss Geistesgesch 56, 174–197 (1982). https://doi.org/10.1007/BF03375423

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