Zusammenfassung
Der Aufsatz zeigt, welche Variationen die typische Grabschriftensituation erlaubt; wird die Grabschrift in ein Leichencarmen eingefügt, so ergibt sich ein differenziertes, situationsgebundenes Redesystem, aus dem sich die Skizze einer situationsbezogenen Poetik der Lyrik überhaupt entwickeln läßt.
Abstract
The article demonstrates the variations that the situation of the typical tombstone-inscription permits; if the tombstone-inscription is integrated in an epicedium, different kinds of narrative depending on the respective situation occur, which could be considered to be of paradigmatic importance for a theory of lyrical texts respective to their situation.
Literatur
Hans-Henrik Krummacher, “Das barocke Epicedium: Rhetorische Tradition und deutsche Gelegenheitsdichtung im 17. Jahrhundert,” Jahrbuch der deutschen Schillergesellschaft, 18 (1974), 89–147. Der gründlichste Beitrag zu diesem Textbereich.
Über die Entstehung der Mode der poetischen Grabschriften, zumal in der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts, wissen wir immer noch zu wenig. Die Ablösung von der Zweckform ist schon in der Antike zu beobachten, ebenso die “Poetisierung” der Zweckform selbst. Ein Gattungsbewußtsein im Hinblick auf poetische Grabschriften scheint bei Hofmannswaldau (in der Nachfolge Giovanni Francesco Loredanos und Pietro Michielis) jedenfalls nachweisbar zu sein und ist eine Zeitlang lebendig geblieben, bis es die Epigramm-Theoretiker und -Sammler im 18. Jahrhundert wieder einebneten. Vielleicht unterstützt der anregende Aufsatz von Günther C. Rimbach, “Das Epigramm und die Barockpoetik: Ansätze zu einer Wirkungsästhetik für das Zeitalter,” Jahrbuch der deutschen Schillergesellschaft, 14 (1970), 100–130, erneute Bemühungen um Differenzierung verschiedener Epigramm-Situationen vor dem Hintergrund auch einer “Literaturgeschichte des Lesers.”
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Segebrecht, W. Steh, Leser, still! Prolegomena zu einer situationsbezogenen Poetik der Lyrik, entwickelt am Beispiel von poetischen Grabschriften und Grabschriftenvorschlägen in Leichencarmina des 17. und 18. Jahrhunderts. Dtsch Vierteljahrsschr Literaturwiss Geistesgesch 52, 430–468 (1978). https://doi.org/10.1007/BF03375001
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