Zusammenfassung
Ich bin im Jahre 1940 in die Klinik von Professor Josef Melier eingetreten. Der Vorstand der 2. Universitätsaugenklinik war Karl Lindner. Jede Klinik hatte etwa 100 bis 120 liegende Patienten innerhalb des Allgemeinen Krankenhauses mit 3.000 Betten.
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1.
Chronisches Weitwinkelglaukom: Die Behandlung war im allgemeinem konservativ. Der Patient wurde aufgenommen und alle Medikamente weggelassen. Der Zustand der Augen wurde ermittelt. Für die Untersuchung der Gesichtsfelder benutzten wir das Zeiss-Maggiore-Projektionsperimeter, die Bjerrum-Tangente und das Stereocampimeter von Lloyd. Der Augendruck wurde für einige Tage und Nächte alle vier Stunden gemessen. So erhielt man eine Augendruckkurve für 24 Stunden. Wir waren öfters erstaunt zu sehen dass manche Patienten in den frühen Morgenstunden hohe Druckwerte zeigten obwohl der Druck während des Tages normal war. Man fragt sich ob das sogenannte „low tension glaucoma“ überhaupt existiert. Mit Pilokarpin-1%-Tropfen 3x bis 4x täglich und Pilokarpin-1%-Salbe über Nacht wurde der Druck normalisiert. Pilokarpin hat uns die dauerhaftesten und verlässlichsten Resultate gegeben. Die Patienten wurden alle 3 bis 6 Monate nachuntersucht. Wenn die lokale Behandlung nicht genügend war, die Erkrankung zu kontrollieren, dann wurde operiert. Meiler bevorzugte die Elliot-Trepanation, sein Nachfolger Pillat die Iridenkleisis, Lindner hat beide Operationen benützt. Wir hatten einige Spätinfektionen nach Elliot gesehen die im Englischen Text, Ref. No. 9 beschrieben sind. Als sekundäre Operation wurde die Zyklodialyse gemacht.
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2.
Akutes Glaukom [narrow angle Glaucoma]: Alle 10 Minuten wurde im Auge Pilokarpin 1% eingetropft, abwechselnd mit 0,5% Eserin für etwa 60 Minuten. Wenn die Pupille noch weit war wurde ein Augenbad mit denselben Lösungen für 10 Minuten gegeben. Wenn die Behandlung erfolglos war wurde das Auge mit einer totalen Iridektomie von Graefe operiert wobei angestrebt wurde die Iriswurzel abzureissen. Die periphere Iridektomie von Curran und die Arbeiten von Otto Barkan über die Pathogenese des Eng-Winkel-Glaukoms waren noch nicht in Wien eingedrungen.
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3.
Malignes Glaukom hatten wir von Zeit zu Zeit. Beide, Meller und Lindner, glaubten dass es durch pathologische Ansammlung von Flüssigkeit in den Vitreus-Raum verursacht war. Die entgültige Pathogenese und Behandlung dieses Krankheitsbildes wurde von den Amerikanern Chandler, Grant und Shaffer später eruiert. Dass eine intumescente Linse und eine hypermature Katarakt-Glaukom verursachen kann war uns bekannt. Das Posner-Schlossman-Syndrom war als Iritis serosa bekannt. Im Sekundärglaukom vom perforierten ulcus serpens haben wir eine totale Iridektomie ausgeführt.
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Read in Part at the Alta California Research Foundation, 12 September 1998.
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Dellaporta, A.N. Glaucoma as treated by the Vienna School during World War II. Spektrum Augeheilkd 18, 8–13 (2004). https://doi.org/10.1007/BF03163267
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DOI: https://doi.org/10.1007/BF03163267