Zusammenfassung
Zum Schutz von Böden vor chemischen Belastungen sind einerseits die grundsätzlichen stoffbezogenen Aspekte zu beachten, andererseits die in Raum und Zeit sowie in den natürlichen Ausstattungen unterschiedlichen Charakteristika von Böden. Dies hat zur Folge, daß auch gemäß dem Entwurf des Bundes-Bodenschutzgesetzes zwischen diesen beiden Schwerpunkten zu differenzieren ist.
Für den stoffbezogenen Schwerpunkt ist standortunabhängig die Ermittlung und Festlegung von Vorsorge-, Prüf- und Gefahren-Werten einer spezifischen Substanz in Böden im Hinblick auf die Erhaltung allgemeiner natürlicher Bodenfunktionen erstes Ziel. In einer weiteren Differenzierung zur Spezifizierung von Gefahrenwerten für Standorttypen sind dann Boden-, Klima- und Nutzungs-bezogene Gegebenheiten einzubeziehen. Dieser Bewertungsschwerpunkt betrachtet den anthropogenen Eintrag einer bestimmten Chemikalie in repräsentative Böden und versucht methodisch die Übertragung von experimentell ermittelten chemischen und biologischen Befunden auf andere Szenarien.
Für den bodenbezogenen Schwerpunkt ist es das Ziel, Handlungs-anweisungen und gegebenenfalls Nutzungseinschränkungen festzulegen. Hierfür hat eine standortspezifische Qualitätserfassung aufgrund des vorhandenen Kontaminationsausmaßes zu erfolgen. Ein wesentliches Problem hierbei liegt in der Notwendigkeit einer Aussage über schädliche Veränderungen von Bodenfunktionen zu treffen, ohne sichere Daten über die Qualität des Standortbodens ohne diese Belastung zu haben: der unbelastete Kontrollboden liegt nicht vor. Teilweise ist dieses Problem heute dennoch lösbar durch die Heranziehung von ökotoxikologischen Summenparametern und substanzspezifisch ermittelten chemischen Analysedaten, zusammen mit einer Abschätzung der Standortausstattung aufgrund Bodengenese (Bodentyp), Klima und Nutzung.
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Kördel, W., Hund, K. & Klein, W. Erfassung und Bewertung stofflicher Bodenbelastungen. UWSF - Z Umweltchem Ökotox 8, 97–103 (1996). https://doi.org/10.1007/BF02937595
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