Zusammenfassung
Untersuchungen an Mägen menschlicher Leichen sollen Aufschluß darüber geben, ob bestimmte, die Ulcusentstehung fördernde anatomische Befunde in der Gefäßversorgung dort feststellbar sind, wo das Ulcus ventriculi am häufigsten gefunden wird. Zu diesem Zwecke werden nach Injektionen mit Teichmannscher Masse Röntgenbilder aufgenommen und nach Injektion von gefärbter Gelatine mikroskopische Schnitte angefertigt.
Kleine Kurvatur und oberer Rand des Duodenums zeigen die auffallende Tatsache, daß diese Partien, welche den Lieblingssitz des peptischen Geschwürs darstellen, gegenüber dem übrigen Magen und Duodenum gefäßarm sind.
Während Fundus und große Kurvatur eine gute Gefäßversorgung zeigen, sind die Gefäße und namentlich die Gefäßanastomosen in der Umgebung der kleinen Kurvatur spärlicher. An einigen Präparaten gilt dies in ausgesprochenerem Maße für die Hinterwand des Magens.
Im ersten Duodenalabschnitt ist es namentlich der obere (kleine Kurvatur) Rand mit der anstoßenden Duodenalwand, der dieselbe Verminderung der versorgenden Gefäße und Anastomosen im Vergleiche zur Umgebung zeigt.
Durch Kontraktionszustände wird der Blutgehalt dieser Gebiete noch weiter vermindert.
Die Befunde unterstützen das häufige Vorkommen des Ulcus an den besprochenen Stellen durch örtliche anatomische Disposition. Das die Zirkulationsstörung auslösende Moment kann aus diesen Befunden nicht erschlossen werden.
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Jatrou, S. Über die arterielle Versorgung des Magens und ihre Beziehung zum Ulcus ventriculi. Deutsche Zeitschrift f. Chirurgie 159, 196–223 (1920). https://doi.org/10.1007/BF02827466
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