Zusammenfassung
In 5 Waldweidebeständen der ostbayerischen Alpen wurden Untersuchungen über den Einfluß von Weidevieh und Schalenwild auf Naturverjüngung und Pflanzung durchgeführt. Die Versuchsbestände waren fichtenreiche Bergmischwälder mit erheblichem Tannenanteil. Laubhölzer waren nur in geringen Anteilen vertreten. Die Naturverjüngung war auf allen Standorten individuenreich und aus allen Baumarten des Bergmischwaldes zusammengesetzt, wobei der Ahorn dominierte. Ein Großteil der Verjüngungspflanzen wies Verbißschäden auf; daneben wurden auch Trittschäden festgestellt. In den Versuchen übertraf der Wildverbiß die Weideschäden um ein Vielfaches. Das Wild äste vor allem Jungpflanzen von Tanne und Ahorn, Rinder verbissen dagegen nur in vergleichsweise geringem Umfang Laubhölzer, wobei sie den Ahorn bevorzugten. Zusätzlich schädigten sie durch ihren Tritt Verjüngungspflanzen aller Baumarten.
Aus den Ergebnissen werden praktische Konsequenzen zur Erhaltung des Bergmischwaldes abgeleitet. Sie legen die unverzügliche und drastische Reduktion überhöhter Wildbestände sowie die Ablösung der Waldweiderechte bzw. die Trennung von Wald und Weide nahe.
Summary
In 5 forest grazing stands of the eastern Bavarian Alps research about the impact of cattle and game (roe, red deer, chamois) on natural regeneration and plantations was done. The trial stands were mixed mountain forests with dominating Norway spruce, a large portion of silver fir, and some hardwoods. Natural regeneration was very dense and contained all tree species of mixed mountain forests, predominantly common maple. A very high percentage of natural regeneration plants was heavily browsed; also trampling damage was found. In the trials, browsing damage by game was much higher than such by cattle. Especially silver fir and maple were heavily browsed by game; cattle browsed only on hardwoods. Trampling damage was relatively high with all tree species.
From the trial results practical consequences for maintaining the mixed mountain forest are suggested. Efficient reduction of overly dense game populations, and quick redemption of old forest grazing rights and separation of alpine pasture and forest area are recommended.
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Die Untersuchungen sind Teil eines umfangreichen Forschungsprogramms über die Erhaltung und Ausbreitung des Bergmischwaldes in den ostbayerischen Alpen (s.Burschel et al. 1985). Für die großzügige finanzielle Unterstützung der Arbeiten danken wir dem Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten.
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Liss, B.M. Der Einfluß von Weidevieh und Wild auf die natürliche und künstliche Verjüngung im Bergmischwald der ostbayerischen Alpen. Forstw Cbl 107, 14–25 (1988). https://doi.org/10.1007/BF02742169
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