Zusammenfassung
In Bezug auf die Behandlung von Patienten mit seltenen, komplexen und diagnostisch bzw. therapeutisch aufwendigen Erkrankungen wurden in den letzen Jahren zweifelsfreie Belege für einen Zusammenhang zwischen dem klinischen Ergebnis und einem Mindestmaß an Erfahrung der behandelnden Betreuungseinrichtung geliefert. Weltweit wird deshalb nach klinischen Organisationsstrukturen gesucht, die dieser Erkenntnis Rechnung tragen.
Während freiwillige Zusammenschlüsse der involvierten Betreuer mit Bildung von Kompetenzzentren und peripheren Versorgungsnetzwerken exzellente Resultate liefern können, werden sie nur selten und nur unter ganz bestimmten günstigen Bedingungen umgesetzt. Die schweizerische Gesundheitspolitik hat vor 4 Jahren begonnen, ein derartiges Konzept für ihr Land verbindlich zu etablieren. Ziel ist es, die sog. hochspezialisierte Medizin (HSM) den Bürgern in höchster Qualität und relativ kostengünstig zur Verfügung zu stellen. Da in der Schweiz, ähnlich wie in Österreich, die Gesundheitsagenden regional wahrgenommen werden, haben die Kantone ein politisches Entscheidungsgremium (Beschlussorgan) gebildet, das formal Kompetenzzentren implementiert. Die Sacharbeit wird jedoch von einem 12-köpfigen Expertengremium (Fachorgan), bestehend aus nationalen und internationalen klinischen Experten, geleistet, das Konzepte über Standorte, Ausrüstungserfordernisse, Berichtspflicht und zeitliche Limitierung in einem mehrstufigen Top-down- und Bottom-up-Prozess erarbeitet. Das Entscheidungsgremium kann dann das gesamte Konzept implementieren oder verwerfen, die Politik kann das Konzept jedoch nicht abändern. So hat die Schweiz bisher für 46 Bereiche der HSM Kompetenzzentren errichet, 15 Bereiche betreffen die Kindermedizin.
Kann die Schweizer Vorgangsweise als Modell für Österreich fungieren, das laut dem jüngsten Regierungsübereinkommen die „überregionale Leistungsangebotsplanung für hochspezialisierte Medizin verbessern“ möchte?
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Interessenkonflikt. F. Waldhauser gibt an, dass kein Interessenkonflikt besteht. Der Beitrag enthält keine Studien an Menschen oder Tieren.
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Waldhauser, F. Kindermedizinische Schwerpunktsetzung in der Schweiz. Paediatr. Paedolog. Austria 49, 20–23 (2014). https://doi.org/10.1007/s00608-014-0150-6
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