Das Konzept der freien Willensbestimmung beim Selbstmord Ein biokybernetisches Modell

Abstract

The present basic research study deals with the question of voluntary decision in suicide. Based upon a cybernetic model it is attempted to show how the process of decision leading to suicide proceeds – during different time periods – in five stages. Whereas there are still degrees of freedom in the decisional stages of consideration, ambivalence and decision, from the moment of decision the suicidal course of action proceeds in a determined manner towards suicide. For the practical expert opinion on voluntary decision in suicide, five criteria are specified to emphasize the importance of a qualitative diagnosis. If the expert opinion on suicide is hampered by a considerable lack of information, the question of voluntary decision cannot be determined. If this group in particular contains “voluntary deaths” remains unanswered. The more reliable the diagnostic method, the higher the probability that the suicidal person suffered from a psychobiological disturbance at the moment of suicide.

Zusammenfassung

Es handelt sich um eine Grundlagenstudie, welche der Frage der freien Willensbestimmung beim Selbstmord nachgeht. Anhand eines biokybernetischen Modells wird zu zeigen versucht, daß der zur Selbsttötung führende Entscheidungsprozeß– in unterschiedlichen Zeitabläufen – in 5 Stadien abläuft. Während in den Entscheidungsschritten der Erwägung, Ambivalenz und Entscheidung noch kognitive Freiheitsgrade vorhanden sind, läuft ab dem Entschluß der suizidale Handlungsvollzug bis hin zur Selbsttötung determiniert ab. Für die Praxis der Begutachtung der freien Willensbestimmung beim Selbstmord werden 5 Kriterien angegeben, wobei eine qualitative Diagnostik eine wichtige Rolle spielt. Wenn die Begutachtung eines Suizides mit einem erheblichen Informationsmangel behaftet ist, so kann die Frage der freien Willensbestimmung nicht entschieden werden. Ob sich gerade in dieser Gruppe „Freitode“ befinden, muß ebenfalls offen bleiben. Je verläßlicher die diagnostische Methodik, desto wahrscheinlicher ist es, daß der Suizidant zum Zeitpunkt der Selbsttötung eine psychobiologische Störung hatte.